2022 und 50 Jahre Rennsport
Wassersportverein Rheine feiert 50 Jahre Rennsportabteilung
Kanusportler schwelgen in Erinnerung
„Man erinnert sich gar nicht immer unbedingt an die genauen Platzierungen von damals, sondern vielmehr an das ganze Drumherum und witzigen Erlebnisse am Rande bei den Regatten.“ Diese Aussage von Thomas Möller konnten bestimmt viele Gäste des Wassersportvereins unterschreiben. Möller war mit knapp 70 anderen ehemaligen Rennsportlerinnen und -sportlern der Einladung des WSV Rheine gefolgt, um gemeinsam das 50-jährige Jubiläum der Rennsportabteilung zu feiern. Und es kamen einige Anekdoten auf den Tisch. Beispielsweise erzählte Möller von einer Fahrt zu einer Regatta. „Die Bootshänger waren voll, es waren aber noch zwei Boote übrig, die dann kurzerhand im Reisebus unter das Gepäcknetz gehängt wurden – heute völlig undenkbar.“ Oder eine andere Kanutin erzählte von einer Begebenheit, bei der ihre Mannschaftskollegin bei einer Regatta nachts, als alle schliefen, eine Mark in einen Glücksspielautomaten warf, der in ihrer Schlafunterkunft stand – und die eine Serie hatte, so dass die Münzen nur so rausklimperten. Aber bei allem Glück bekam sie dennoch Ärger vom Trainer wegen der Ruhestörung.
Viele ehemalige Kanurennsportlerinnen und -sportler waren zur 50-Jahr-Feier gekommen.
Der aktuelle Rennsportwart Reinhard Ross blickte in seinem Parforceritt durch die Geschichte auf fünf Jahrzehnte Kanurennsport zurück. Alles begann Anfang der 1970er Jahre mit dem Umzug des WSV vom rechten Emsufer in den damaligen Neubau am jetzigen Standort am Kettelerufer. „Man plante für etwa 150 Sportlerinnen und Sportler“, blickt Ross zurück. Kurz danach erfolgte der Aufbau der Jugend- und Rennsportabteilung, später kam noch die Wildwasserabteilung dazu. Erste Erfolge stellten sich ein bei den Landes- sowie Deutschen Meisterschaften. „Der K4 der Schüler wurde Deutscher Meister“, berichtet Ross. Ende der 1970er Jahre wuchs die Mannschaft auf etwa 50 Jugendliche an, so dass die Anreise zu den Regatten in Reisebussen erfolgte.
Rennsportwart Reinhard Ross blickte auf die Geschichte der vergangenen fünf Jahrzehnte der Rennsportabteilung zurück – er selbst gehört ihr seit 47 Jahren an.
In den 1980er Jahren machte sich Rheine mit seinen drei Vereinen WSV, KC und PC Emsstern einen Namen als Kanurennsporthochburg in Nordrhein-Westfalen und Deutschland. „Der WSV sammelte Titel bei Deutschen Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen. Es gipfelte dann in der Teilnahme von Anja Meiersiek und Harry Skibbe bei den Europameisterschaften. Außerdem wurden wir 1983 und 1985 bestes NRW-Nachwuchsteam“, betont der Rennsportwart nicht ohne Stolz. 1983/84 erfolgte der erste Umbauabschnitt des Bootshauses; eine neue Rennsporthalle und ein Kraftraum entstanden.
Die 1990er Jahre waren geprägt durch die Wiedervereinigung und die damit verbundene Umstellung im Leistungssportniveau. „Die Sportlerinnen und Sportler im Osten hatten ganz andere und intensivere Training- und Wettkampfmethoden“, erläutert Reinhard Ross die Wellenbewegung des Erfolgs und fügt hinzu, dass die WSV-Mannschaft dennoch das erfolgreichste NRW-Team 1999 wurde.
Das neue Jahrtausend brachte dem WSV wieder ein Hoch und diverse gute Platzierungen bei der Junioren-Europameisterschaften und einigen Deutschen Meisterschaften. 2001 gelang Timo Mücke sogar ein hervorragender 3. Platz bei der Junioren-Weltmeisterschaft im K4. 2016 bis 2018 stellte der WSV mit Lasse Lausberg gleich drei Jahre hintereinander den Sportler des Jahres in Rheine.
Wichtig in der Jugendarbeit waren auch immer die Jugendbegegnungen mit ausländischen Vereinen. „Wir haben mit Vereinen aus Portugal, Bulgarien, Polen, Italien, Frankreich, Ukraine und sogar Australien Kooperationen gehabt und haben sie mit dem französischen Arras noch immer“, betont Ross. Zuletzt bedankte er sich nicht nur beim Orga-Team für die tolle Feier, die vom ehemaligen WSVer DJ Martin (Geuting) musikalisch begleitet wurde, sondern vor allem bei den vielen Helferinnen und Helfern im Hintergrund wie Regattabetreuer, Köche, Fahrer, Eltern und den vielen anderen, ohne die Vereinsarbeit, Training und Regattateilnahmen nicht möglich wären. Als kleine Überraschung verteilte Ross alte Rennsportpässe aus fünf Jahrzehnten, die mit viel Gelächter und mancher Wehmut betrachtet wurden.
Früher und heute an der Bilderwand gegenübergestellt.
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